Für Günter Scholz war es ein regelrechter Schock, als im Frühjahr des vergangenen Jahres das Ergebnis des Gutachtens zur Böblinger Museumskonzeption bekannt wurde. „Das Gutachten, dass die Stadt Böblingen 2017 in Auftrag gegeben hat und von Kunstprofessor Thomas Knubben und dem Stuttgarter Architekturbüro Demirag erstellt wurde, hat empfohlen, das Deutsche Bauernkriegsmuseum zu schließen“, blickt Scholz beim Lokaltermin in den Räumlichkeiten in der Böblinger Pfarrgasse zurück. Sauer auf stieß Scholz dabei vor allem auch der Ablauf rund um die Vorstellung des Gutachtens, das neben dem Bauernkriegsmuseum auch die Städtische Galerie, die sich im gleichen Gebäude wir das Bauernkriegsmuseum befindet, sowie das Deutsche Fleischermuseum auf den Prüfstand stellte. So sei das Gutachten laut Scholz erst einige Monate unter Verschluss gehalten worden, um es dann in einer nicht öffentlichen Sitzung, zu der auch er selbst geladen war, intern dem Böblinger Gemeinderat vorzustellen. „Ich habe gegenüber Oberbürgermeister Dr. Stefan Belz mehrfach die nicht öffentliche Behandlung des Themas kritisiert, eine Diskussion war seitens der Stadt aber nicht erwünscht“, sagt Günter Scholz. Erst im Sommer 2019 wurde das Gutachten dann auch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die damals anberaumte Museumskonferenz mit Workshop machte deutlich, dass die Bevölkerung ein mögliche Aus des Bauernkriegsmuseums nicht so einfach hinnehmen wollte. Eine klare Aussage seitens der Stadt, wie es mit dem Museum jetzt letztlich weitergehe, gibt es seither nicht. Für den Böblinger CDU-Landtagsabgeordneten Paul Nemeth kann es hier indes nur eine Antwort geben: Das Bauernkriegsmuseum muss bleiben. Denn: „Dieses Museum ist eine wichtige Institution, die die Wurzeln und die Geschichte Böblingens vereint und in verschiedenen Formen daran erinnert. Damit wird kulturelle Identität geschaffen. Daher die klare Bitte an die Stadtverwaltung um Oberbürgermeister Belz, dieses Pflänzchen Kultur zu erhalten“, machte Nemeth deutlich. „Es braucht auch hier bei uns Digitalisierung und Innovation, aber die Anfänge einer Stadt sollten dabei nie vergessen werden. Das ist die kulturpolitische Aufgabe für jede Stadtverwaltung. Und sie sollte nicht so eine Hängepartie sein, wie es derzeit bei der neuen Museumskonzeption der Fall ist“, so der CDU-Politiker weiter. Julia Philippi, die kulturpolitische Sprecherin der CDU-Landtagsfraktion, die Nemeth zum Lokaltermin in die Räumlichkeiten des Bauernkriegsmuseums in der Böblinger Zehnscheuer mitgebrachte hatte, munterte Lokalpolitik und Kunstszene dazu auf, sich weiter für den Erhalt des Museums einzusetzen. „Ich habe heute erfahren, dass dieses Museum 1988 als erstes Bauernkriegsmuseum der damaligen Bundesrepublik eröffnet wurde und bin angetan, wie das Ausstellungskonzept gut 30 Jahre später immer noch modern und aktuell wirkt. Es ist daher absolut wünschenswert, dass es gelingt, die Stadtoberen von einer Zukunft dieses Museums zu überzeugen“, sagte Philippi. Das Bauernkriegsmuseum modern zu gestalten ist Ziel und Aufgabe von Museumsleiterin Cornelia Wenzel, der Nachfolgerin von Günter Scholz auf diesem Posten. „Neben allen Informationen rund um den Bauernkrieg mit seiner Entscheidungsschlacht im Mai 1525 vor den Toren Böblingens nehmen in unserem Museum auch die Themen Reformation und Buchdruck einen wichtigen Platz ein. Mit speziellen museumspädagogischen Projekten gerade auch für Schüler versuchen wir hier auch immer neue Aspekte herauszuarbeiten. Dabei sehen wir uns nicht als Konkurrent zur städtischen Galerie. Wir denken, Kunst und Geschichte können hier gut nebeneinander funktionieren“, so Wenzel. Sie wünsche sich, dass „wir mit unserem Museum auch im Rahmen der baden-württembergischen Bauernkrieg-Landesausstellung im Jahr 2025 noch eine gute Rolle spielen können“. Günter Scholz, der mittlerweile als Vorsitzender der Museumsfreunde Böblingen verantwortlich zeichnet, hofft, dass es seitens der Stadtverwaltung bald eine klare Aussage zur zukünftigen Museumskonzeption in Böblingen geben wird. Und hat dabei auch eine Bitte an die Bevölkerung. „Auch die Bürger müssen klar machen, dass das Bauernkriegsmuseum für sie eine wichtige Rolle spielt. Das wurde 2016 bei einer Umfrage zu den städtischen Museen deutlich und das muss auch weiterhin deutlich sichtbar sein. Dann bin ich zuversichtlich, dass auch die Stadtverwaltung erkennt, dass unser Bauernkriegsmuseum erhalten bleiben muss“, sagt Dr. Scholz.